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Spaßmacher und Totmacher
Zwei Schauspieler und ihr Widersacher
Kann man mit den humorvollen Texten und charmanten Liedern
zweier Conférenciers und mit den Tagebuchnotizen eines
Möchtegernschriftstellers namens Goebbels den Ersten Weltkrieg
und das Emporkommen des Nationalsozialismus erzählen? Auf
unterhaltsame Weise, ohne das Schreckliche auszulassen?
Diese Aufführung versucht es im Sinne von Fritz Grünbaum:
"Ein Conférencier ist einer, der dem Publikum möglichst heiter
zu erklären versucht, daß es heutzutage nix zu lachen gibt."
Fritz Grünbaum (1880-1941) und Paul Morgan (1886-1938) waren
schon erfolgreiche Schauspieler und Kabarettisten in Wien und
Berlin, als der Gedichte schreibende Joseph Goebbels (1897-1945)
noch arbeitslos war und einen allmächtigen Führer suchte.
Die beiden Schauspieler und ihr Widersacher erzählen ihr Leben
unter Kaiser, Reichspräsident und Führer mit eigenen Texten.
Die Aufführung beginnt heiter mit Gereimtem und Ungereimtem,
mit frechen Chansons und der Operettenschnulze "Du sollst der
Kaiser meiner Seele sein". Aber schon bald erklingt das
antisemitische, von unzähligen Seebad-Gästen gesungene "Borkumlied.
Am Schluß der Aufführung jubelt Goebbels: "Nun hocken die
intellektuellen Feiglinge zusammen und haben Angst." Aber auch
noch in Dachau und Buchenwald brachte Fritz Grünbaum seinen Freund
Paul Morgan und die andern Häftlinge zum Lachen.
Auch in den vielen Kinowochenschauen, die in der Aufführung
gezeigt werden, zeigte sich der Erfolg des Nationalsozialismus.
Nach Josephine Baker und den Tiller-Girls hieß es "Film ab!" für
echt deutsche Gesellschaftstänze.
Der kulturelle Verfall fand auch in Braunschweig statt. Das
Landestheater schmückte sich in seinen "Bühnenblättern" mit
einem Goebbels-Text und die Landeszeitung freute sich 1934:
"Wir hatten einen völlig judenfreien Spielplan."
Als Dreissigjähriger hatte sich Paul Morgan noch mit einem Bonmot
geholfen: "Unsere Lage ist katastrophal, aber nicht ernst."
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