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Der Eulenspiegeltänzer
Szenische Lesung von Gilbert Holzgang
New York, Oktober 1916: Der große Revolutionär des Tanzes Waslaw Nijinsky erarbeitet mit den Ballets Russes eine Till Eulenspiegel-Choreographie. Zur berühmten Musik von Richard Strauss tanzt er den Till in einem Bühnenbild, das den Braunschweiger Burgplatz mit Dom und Fachwerkhäusern darstellt. Die Aufführung wird in vielen Städten der USA gezeigt und gefeiert.
Drei Jahre später lebt Familie Nijinsky in der Schweiz, im Nobelkurort St. Moritz. Als wäre er selber ein Till Eulenspiegel geworden, narrt Nijinsky das mondäne Publikum und hält ihm einen Spiegel vor. In seinen Tagebüchern schreibt er frisch von der Leber weg über alles, was ihm damals wichtig und für uns heute wieder aktuell ist: Kunst, Kommerz und Klimakatastrophe. Kurz darauf wird er von seiner Frau Romola als Schizophrener in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert, Romola wird zu seiner ersten Biographin.
Schritt für Schritt, in Kreisen und Gedankensprüngen bewegt sich die Szenische Lesung DER EULENSPIEGELTÄNZER durch die Erinnerungen und Überlegungen, die Waslaw Nijinsky und seine Frau Romola hinterlassen haben und durch einige Geschichten des Braunschweiger Autors Herman Bote von 1510.
Eine Theater Zeitraum Produktion für alle an Künstlertum und Eulenspiegeleien Interessierten.
Mit:
Rose-Marie Lehmann-Fröhlich
Karla Mehrtens
Jürgen Beck-Rebholz
Gerhard-Paul Hartwich
Dramaturgie, Regie, Ausstattung: Gilbert Holzgang
Video: Katrin Herbel
Technik: Harald Mathias Filbrich
Holzgangs Stück bewegt sich durch Zeitebenen, arbeitet mit Rückblenden
und springt in die Gegenwart. Das Spiel mit der Publikumserwartung, mit dem
Verständnis des Künstlers von Kritik wird thematisiert, war es auch wichtiger
Aspekt in Nijinskys Schaffen. In Kooperation mit dem Till-Eulenspiegel-Museum
und der Stiftung Nord/LB-Öffentliche ist ein Stück entstanden, das erheitert
und nachdenklich macht, immer wieder unterlegt mit der Musik von Richard
Strauss. (Peiner Allgemeine Zeitung, 5.9.2007)
Lob für den Nijinsky-Darsteller Jürgen Beck-Rebholz. Wie er dem inneren
Gären Ausdruck verleiht, den heftigen Gefühlsschwankungen, der wilden
Liebessehnsucht in einer Welt, die für ihn voll ist von Berechnung, Kommerz,
Verlogenheit, das hat Kraft und Wucht. Dieser Nijinsky verzweifelt an seinem
Publikum, das in Unterhaltungslaune auf das wartet, was für ihn der Tanz
gegen den Tod ist. Dafür findet Holzgang stimmig-drastische Bilder... Karla
Mehrtens als Nijinskys Frau überzeugt vor allem, als sie mit Bewunderung und
Schaudern jenen Abend schildert, als Nijinsky die Schrecken des Krieges
tanzt. (Braunschweiger Zeitung, 10.09.2007)
In seiner Inszenierung macht Holzgang auch vor Eulenspiegelhaft-Deftigem
nicht Halt, lässt seinen Hauptdarsteller beunruhigend echt anmutende
Exkremente, dekoriert mit roten Luftballons, servieren und bei der
Gelegenheit auch schnell das Hinterteil entblößen. Beck-Rebholz wächst
darüber hinaus, zeigt einen leidenschaftlichen, fiebernden, besessenen
Nijinsky, der arbeitet, kämpft und wütet, liebt und leidet. Keine leichte
Kost, stellenweise atemberaubend und in jedem Fall nachhaltig
beeindruckend. (Braunschweiger Zeitung, 2.10.2007)
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